Was hat der brennende Regenwald mit unseren Schuhen zu tun?

Seit diesem Sommer brennt der Regenwald. Weltweit sorgen die dramatischen Bilder für Bestürzung. Und obwohl unsere „grüne Lunge“ noch immer brennt, wird in den letzten Wochen kaum noch davon berichtet. Die Welt dreht sich weiter. Was uns nicht unmittelbar betrifft, vergessen wir schnell.

Doch nur weil wir es nicht sehen, heißt es nicht, dass es uns nicht direkt betrifft. Ein brennender Regenwald betrifft uns direkt und wir sind nicht ganz unschuldig an dem, was da passiert.

Warum brennt der Regenwald?

Der Amazonas bindet immense Mengen des Klimagases CO2. Er hat somit für jeden von uns, egal wo auf der Welt wir leben, eine sehr große Bedeutung. Wird der Regenwald zerstört, rotten wir nicht nur ganze Landstriche, Lebensräume und Lebewesen aus, nein es werden auch riesige Mengen CO2 freigesetzt und unser CO2 Speicher verloren. Kurzum, wir rotten uns selbst aus. Nicht schlecht für das vermeintlich intelligenteste Wesen auf diesem Planeten.

Wissenschaftler des Nationalen Instituts für Weltraumforschung in Brasilien schätzen, dass in diesem Jahr 35% mehr Brände als im Durchschnitt verzeichnet wurden. Die Brände entstehen infolge der Abholzung des Waldes. Nachdem die Bäume gefällt sind, wird die gerodete Fläche in Brand gesetzt, um neue Weideflächen und Ackerland für Futtersoja zu schaffen. Schlimm genug, dass das so praktiziert wird, nun gerieten die Brände außer Kontrolle und spielen der brasilianischen Politik damit in die Karten. 
Brasiliens Präsident Jair Bolsonaro sieht im Amazonas-Regenwald vor allem wirtschaftliches Potenzial und will mehr Flächen für Landwirtschaft, Bergbau und Energiegewinnung erschließen. Anti-Indigene Aussagen werden oft zur Argumentation herangezogen: „Manche Leute in und außerhalb von Brasilien wollen mit Hilfe von Nichtregierungsorganisationen dafür sorgen, dass unsere Ureinwohner weiter wie Höhlenmenschen leben“, sagte Bolsonaro kürzlich bei der UN-Vollversammlung.

Schuhe, Jeans Patches, Handtaschen – Leder wohin man schaut

Doch was hat das mit uns zu tun? Wir leben, wie wahrscheinlich, die meisten Menschen, die diesen Blogeintrag lesen, in einer Bubble, in der kaum, bis kein Fleisch konsumiert wird.

Es ist nicht nur die Fleischproduktion, für die der Regenwald abgeholzt wird. Die Tierproduktion wirft auch rentable Nebenprodukte ab. Nebenprodukte, die sich in Kleidung, Schuhen und Accessoires wiederfinden. Brasilien ist mit 20%, nach Amerika, der zweitgrößte Exporteur von Rindfleisch und damit auch der zweitgrößte Lederlieferant. Manchmal wird argumentiert, dass Leder ein Abfallprodukt der Fleischindustrie würde und es immerhin besser sein, die Tierhäute zu verarbeiten, als sie wegzuwerfe. Das entspricht jedoch nicht ganz der Wahrheit. Tiere werden oft gerade wegen dem Leder getötet. Die Modebranche trägt somit auch hier Verantwortung.

In einem von Greenpeace 2009 veröffentlichten Bericht , wurden viele Modemarken damit in Verbindung gebracht Leder zu beziehen, das aus einer Viehzucht stammt, für die der Regenwald gerodet wurde.
Einige Brands stritten dies ab, doch es gibt bis heute – 10 Jahre danach – kaum Fortschritte, in der Transparenz der Lederbeschaffung. Nur etwa 5% der im Rahmen des Fashion Transparency Index 2019 untersuchten Marken veröffentlichen einen Teil ihrer Rohstofflieferanten. Am häufigsten die von Baumwolle und Wolle.

„Italienisches Leder“ bedeutet übrigens nur, dass das die Häute gegerbt und verarbeitet wurden. Über die Herkunft und die Lieferketten sagt das nichts aus. Neben der Herkunft gibt es natürlich noch eine ganz andere wichtige Frage, nämlich die des Wohlergehens der Tiere. Auch in der nachhaltigen Mode müssen wir das Recht einfordern, zu erfahren, woher das Leder stammt und wie die Tiere gehalten wurden.

Wir fragen nach und suchen nach Alternativen

Wir glauben nicht, dass man als Verbraucher die alleinige Verantwortung dafür hat. Die Regierungen müssen Gesetze erlassen und Unternehmen in die Pflicht genommen werden. Dennoch können wir entscheiden, welche Marken wir kaufen und welche nicht. Immer mehr Menschen ernähren sich vegan und auch in der Mode zeichnet sich dies ab. In der Ethical Fashion Branche arbeitet man an Lösungen. Nudie Jeans zum Beispiel hat die Lederpatches abgeschafft und eine tolle Kampagne daraus gebastelt, sicher nicht zuletzt, weil wir als Händler Saison für Saison darum gebeten haben. Es gibt Labels, wie Deepmello, die sehr genau tracken, woher ihr Leder herkommt und darauf achten, dass nur Tierhäute aus ökologischer Haltung verarbeitet werden. Veja, die in Brasilien produzieren, stellen sicher, dass ihr Leder nicht aus intensiver Viehzucht stammt, für die der Regenwald gerodet wurde. Und es gibt Lederalternativen, wie Kork, Apfel-, Pilz oder Ananasleder auch wenn diese Verfahren noch nicht ausgereift sind und es noch kein Material gibt, das wirklich recyclingfähig ist.

Wir von ABOUT GIVEN wählen unsere Produkte sehr genau aus, fragen nach und gehen den Dingen auf den Grund. Dennoch haben wir noch nicht für alles eine Lösung gefunden. Neben unseren Hauptkriterien, dass ein Produkt fair und ökologisch hergestellt sein muss, kommen bei uns nur Produkte in den Laden, die qualitativ hochwertig sind und so einen langen Lebenszyklus haben. Bei manchen Produkten, die aus Lederalternativen bestehen ist dies leider noch nicht der Fall und so lange es hier noch keine wirklich sinnvollen Lösungen gibt, erscheint es uns am nachhaltigsten langlebiges, ökologisches Leder anzubieten. Gemeinsam mit unseren Brands arbeiten wir weiter daran, dass Leder hoffentlich bald hinfällig wird, weil es gute, kunststofffreie Ersatzmaterialien gibt!

Wenn du mehr über das Thema wissen möchtest, hinterlasse gerne einen Kommentar oder komme bei uns im Laden vorbei, wir freuen uns immer über einen angeregten Austausch und dein Feedback!

Dein ABOUT GIVEN Team

– Nadja Steinbach –

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