Slow is the new trend

Vollgepackt mit Eindrücken von der Fashion Week in Berlin geht es jedes Mal direkt in die Orderrunde. Zurzeit stecken wir mitten in unserem Einkauf für die Herbst/Winter Saison 2020.

Vielleicht ein guter Zeitpunkt darüber zu reden, was so kommt. „Ja, was kommt denn so in der nächsten Saison?“ Manchmal kommt es uns so vor, als ob wir diese Frage schon hunderttausendmal gehört haben. Ein Satz, der nicht wegzudenken ist, wenn man was mit Mode zu tun hat. Aber diese Frage wird immer schwieriger zu beantworten. Wirklich starke und schnelle Trends sind – zumindest in der Prêt-à-porter – nicht mehr abzulesen.

Mode spiegelt gesellschaftliche Themen. Und oft ist sie auch gegensätzlich zum Zustand der Gesellschaft. Sind es arme Zeiten wird Mode opulent, in wohlhabenden Zeiten ist sie eher zurückhaltend. Feminismus, Weltkriege, Erfahrungen mit LSD, Kinofilme und Fernsehserien, all das ließ sich in der Mode entdecken. Mode spiegelt Zeitgeschichte. Ohne die weibliche Emanzipation hätte sich die korsettfreie Silhouette von Poul Poiret und Coco Chanel kaum durchsetzen können. Ohne die Beschränkungen des Zweiten Weltkriegs wäre der globale Erfolg von Christian Diors verschwenderischem „New Look“ in den 50ern kaum nicht zum Erfolg geworden. Ohne Stars wie die Rolling Stones oder Madonna und Fernsehserien wie Sex and the City oder Sex Education sähen modische Must-haves heute anders aus. 

Doch was, wenn eine Gesellschaft keine Themen mehr hat. Weil sie nicht hinschaut. Weil sie wegschaut. Dann wird Mode beliebig. Was will man auch erzählen in Zeiten des Überflusses, in denen man sich zurücklegt und sich den Bauch kratzt? Dann hält auch Mode an altbekannten Strukturen fest. Die Massen sind bequem und hecheln nach Anerkennung, ja nichts falsch machen. Safer Look, safe Image!  Ein Wandel ist auch immer schmerzhaft und es ist einfacher die Scheuklappen aufzusetzen. Und so fühlt es sich für uns manchmal an, wenn wir uns anschauen, was so in der Mode (nicht) passiert.

Mode in Zeiten des Klimawandels

Was schon lange keinen Sinn mehr macht ist das starre Festhalten der Modebranchen an Saisons. Wir erinnern uns noch gut daran, als es bis vor ein paar Jahren während der Fashion Week im Januar noch -17°C und starken Wind in Berlin hatte. Mäntel konnten gar nicht dick genug sein. Diesen Januar saßen wir im Pulli auf dem Tempelhofer Feld und haben in der Sonne zu Mittag gegessen. Wenn es keine richtigen Jahreszeiten mehr gibt, werden auch starre, saisonale Kollektionen hinfällig. Interessanterweise ist es aber nicht nur die Branche, sondern sind es auch die Kunden, die an den Saisons festhalten. Viele möchten beispielsweise vor dem Winter richtig warme Jacken kaufen. Die Abverkaufszahlen wiederum zeigen aber, dass viel weniger richtig warme Jacken verkauft werden.

Die guten Nachrichten sind, dass wir mit viel weniger auskommen, wenn wir unseren Kleiderschrank nicht mehr nach Frühling, Sommer, Herbst und Winter einteilen. Im besten Fall hat man eine richtig gute Capsule Garderobe, mit der man durch’s ganze Jahr kommt. Das ist übrigens unser geheimer Tipp: Capsule Wardrobe aus hochwertigen, langlebigen Styles und ab und zu ein Highlight dazu kaufen. Weniger ist mehr.

Aber zurück zu den (nicht vorhandenen) Trends, über die wir sprechen wollten. Wir drücken uns ein bisschen vor dieser Antwort, denn es ist schwer zu sagen. Fashion-Diktate sind (zum Glück) wirklich vorbei. Es geht fast alles. Yuhu! 

Slow Fashion starts now 

In unseren Augen gibt es aber tatsächlich Trends, wenn auch anders, als Trends bisher interpretiert wurden. Die Tendenzen sind fein, die Trends entwickeln sich von Saison zu Saison weiter. Es ist nicht wie früher, diese Sommer Maxi, nächsten Sommer Mini, sondern mit einer Evolution vergleichbar. Eine Evolution hin zur Verfeinerung.

Es geht darum, genauer hinzusehen, genauer hinzufühlen, Styles mit mehr Zeit zu betrachten. Nichts schreit mehr laut: „Bäm, ich bin etwas ganz Neues! Kauf mich!“ Es braucht mehr Knowhow über Materialien, Schnitte, Fertigung und Mode im Allgemeinen, um die Schönheit in den kleinen Unterschieden zu sehen und zu fühlen. Slow Fashion eben. Ganz unser Ding.

Einkäufer, die auf der Suche nach dem „nächsten Knaller“ sind, sind mittlerweile ziemlich aufgeschmissen. Den Satz „Es gibt nichts Neues!“  hörten wir oft auf den letzten Messen. Nur wenn man zurücktritt und genau hinschaut, kann man Dinge entdecken. In der Natur. Im Leben. In der Mode.

Feinheiten die wir wahrgenommen haben:

RETRO CLASH

Ein Mix der Zeitgeschichte, von Bourgeoisie bis Flower Power, 70’s Rock, 80’s Pop; Braun und Erdtöne.

CONTRAST

Blazer und Schluppenbluse wird kontrastiert von grobem Strick, kernigen Boots, Utility- und Cargo-Details; viel Helligkeit und monochrome Looks.

STILLNESS

Reduzierte Silhouetten und Farbigkeit; Raffinesse liegt im Detail, Material und Schnitt.

OVERALL BODY FREEDOM

Oversizeshirts mit aufgesetzten Taschen, Riegeln und Gürteln sind jetzt auch bei den Damen omnipräsent, beispielsweise als Blazeraternative;
Kleider mit Volants und Stufen, Röcke lang oder mini;
Lange weite Hosen, alles ist dabei – von Cropped, Bundfalte, Marlene, High Waist und wieder Low Waist; der Hosenrock wird noch stärker – super!

STRUCTURE

Viel Teddy, Cord, Samt, Karo – auch hier immer mit Gegenspiel: Cord mit Satin, Plissee mit grobem Kuschelstrick oder klassisches Karo mit Teddyplüsch kombiniert.

Enorme Entwicklung bei unseren Labels

Wir sind wirklich sehr zufrieden mit den Kollektionen unserer Labels und es macht richtig Spaß diese zu ordern. Viele junge Brands haben sich extrem weiterentwickelt. Die Materialien werden wertiger und Schnitte noch besser. Neue Brands, die für uns interessant sind, gibt es nicht viele, worüber wir eigentlich ganz froh sind, da wir im Laden nur beschränkt Platz haben. 

Wie genau entsteht nun das Sortiment von ABOUT GIVEN?

Wie gesagt, unser Platz ist beschränkt, was eine umso bessere Planung bei der Order voraussetzt. Unser System ist wirklich ausgeklügelt und wir basteln uns jede Saison sprichwörtlich unsere eigene Kollektion. So fehlt es euch an nichts fehlt, wenn ihr zu uns in den Laden kommt!

Zuerst sammeln wir Eindrücke, in Modefachzeitschriften, Trendbooks und Messen. Diese Inspirationen baut Brigitte in Farbthemen und Trendboards zusammen – jedes Mal ein einzigartiges Kunstwerk. Mit all diesen Infos gehen wir zu unseren Orderterminen und sehen uns die Kollektionen im Detail an. Aber nicht nur das, jedes Teil, das für uns in Frage kommt, wird von uns anprobiert und genauestens beäugt. Daraus wiederum bauen wir uns unsere eigene Kollektion: Es entstehen große Boards, nach Farbthemen und Produktgruppen strukturiert, auf denen wir die einzelnen Styles einsetzen. Das gibt uns einen Überblick, was in den Laden kommen wird und wir wissen genau, was noch fehlt und hindert uns daran, von etwas zu viel zu bestellen. Anhand dieser Übersicht erstellen wir dann die Orders und senden sie unseren Partnern.

Et voilà, knapp ein Jahr später trudeln die Kollektionen dann bei uns ein!

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